Passend zur Faschingszeit und frei nach dem Titel „Ansichten eines Clowns“ von Heinrich Böll wollte ich meine „erweiterten“ Ansichten zum KBF Neubau an der Bahnhofstrasse Ecke Berggasse zum Besten geben.
Zuvor noch eine Klarstellung: Bei meinen „erweiterten“ Ansichten handelt es sich um meine Meinung als Nachbar, welcher von dem KBF Bau direkt betroffen ist, weshalb ich hier sicher nicht ganz objektiv sein kann und es sich nicht um einen Bericht handelt, obwohl hier auch durchaus Fakten zu finden sind.
Nachdem ich mit Interesse den Artikel „Mitten in der neuen Mitte“ von Frau Wiedmann im Schwäbischen Tagblatt vom Samstag den 20. Januar 2018 gelesen habe, musste ich abermals feststellen, daß das Gesamtbild leider auch aus diesem Bericht für die Mössinger Mitbürger nicht erkennbar ist. Deshalb habe ich mir erlaubt hier noch ein paar ergänzende Ansichten als betroffenen Nachbar in der Berggasse darzustellen, soweit es mir mit meinen bescheidenen Fähigkeiten möglich ist.
Was man dem oben genannten Bericht und auch den früheren Berichten nicht entnehmen kann, ist die Tatsache, daß das sich im Bau befindliche KBF Gebäude das Baufenster überschreiten und der Bau in den öffentlichen Raum ragen wird.
Auf Seite der Bahnhofstrasse um ca. 130 cm und auf Seite der Berggasse um 120 cm.
Das hört sich zunächst nach nicht viel an, hat aber erhebliche Auswirkungen auf die zukünftige Verkehrsführung und auf die Bewohner und Ladengeschäfte der östlichen Berggasse.
Von einer „unspektakulären dichten Bebauung“, wie von Herrn Gönner im Artikel „Mitten in der neuen Mitte“ erwähnt, kann an einer so exponierten Lage nicht die Rede sein, es ist das Gegenteil der Fall.
Wenn man den geplanten Gehweg betrachtet und davon ausgeht, daß die zukünftigen Ladenbesitzer ihre Präsentationskörbe vor den Schaufenstern aufstellen, bleiben den Fußgängern zwischen den Säulen der Arkaden plus Fahrradständer nicht mehr ausreichend Platz, um unbehindert laufen zu können, von behinderten Menschen auch mit Rollstühlen oder Ähnlichem ganz abgesehen (Siehe auch Datei KBF-Bau-Ansicht-Baufenster-01).
Gerade weil das sich in Bau befindliche KBF Gebäude von Menschen mit Behinderung bewohnt werden soll, kann es nicht sein, daß der Gehweg nicht einmal den Minimalanforderungen für nicht behinderte Menschen erfüllt. Hier wäre eine großzügigere und damit unfallrisikoärmere Gehwegplanung der richtige Weg.
Da unser OB Herr Bulander aber auf dem „Informationsrundgang zur neuen Mitte Mössingen“ am 21.06.2017 explizit auf den Vorteil der Inklusion von Behinderten hingewiesen hat, sollten sich diese Mitbürger doch auch um das Gebäude gefahrlos bewegen können.
Ich kann mich auch noch gut an das Argument von OB Herrn Bulander erinnern, welcher „nicht auf parkende Autos fahren wollte“, als das Thema Parkplatzaufstellung senkrecht oder parallel zur Berggasse auf Höhe des Parkhauses am 07.03.2016 in der Stadtratssitzung diskutiert und entschieden wurde. Dabei fuhr man schon 40 Jahre nicht auf parkende Autos, sondern auf der Fahrbahn. In diesem Fall stehen die Säulen aber mitten im und auf dem Gehweg.
An dieser Stelle hat aber nicht einmal die nicht behinderte Allgemeinheit ausreiched Platz. Um hier auf dem Gehweg laufen zu können, müssen die Fußgänger einen Slalom absolvieren und aufpassen, daß sie nicht kollidieren.
Aus diesem Grund gibt es Baufenster für die Bebauung, welche der gewöhnliche Bürger nicht überschreiten sollte. Damit wird sichergestellt, daß die Verkehrsführung für die Allgemeinheit gewährleistet wird.
Dies ist aber in diesem Fall nicht mehr gegeben und hätte von der Stadtverwaltung Mössingen in einer Gesamtplanung berücksichtigt werden müssen, vor allem, wenn man, wie in diesem Fall, explizit darauf hingewiesen wurde.
Auch sollte der Leser wissen, daß es durchaus alternative Bauplätze in der Innenstadt für dieses Bauvorhaben gegeben hätte, ohne das Baufenster zu überschreiten nur als ein Beispiel das Grundstück des „Kesslerhauses“.
Das bedeutet, es bestand in diesem Fall keine Notlage.
Um dieses Dilemma zu verdeutlichen, habe ich mir erlaubt in den angehängten Dateien die Situation grafisch darzulegen.
In der Datei „KBF-Bau-Ansicht-Baufenster-01“ habe ich mir erlaubt einen Ausschnitt des geplanten KBF Gebäudes (Erdgeschoß Ladenpassage mit Arkaden und Pfeilern) „herauszuschneiden“ und zusätzliche Maße einzutragen, damit die Grössenverhältnisse besser sichtbar werden. Ferner habe ich mir auch erlaubt einige Modelle für Präsentationskörbe einzutragen, wie sie bei geschäftlicher Tätigkeit als Auslagen üblich sind. Herr Gönner hatte auf dem „Informationsrundgang zur neuen Mitte Mössingen“ am 21.06.2017 explizit darauf hingewiesen.
Das Baufenster erkennt man an der blauen Linie und der Bezeichnung „Grenze“. Die grau unterlegten Umrandungen des Bauplanes mit den gestrichelten Abgrenzung zeigt den Überhang des Gebäudes, welcher ab dem 1. Stockwerk beginnt und von Säulen getragen wird, welche sich dann auf dem bisherigen Gehweg befinden.
In der Datei „KBF-Bau-Ansicht-Berggasse-011“ habe ich auf der ersten Seite meinen Blick von der Falltorstrasse in Richtung Berggasse gerichtet und dazu die Ansicht des geplanten KBF Gebäudes aus dem Baugesuch „herausgeschnitten“ und versucht diesen einigermaßen maßstabsgerecht in das Bild einzufügen. Als Vergleich sieht man das Bild einmal ohne und dann mit dem geplanten KBF Gebäude.
Auf den nächsten Seiten bin ich auf dem westlichen Gehweg der Berggasse vom Süden in Richtung auf die Falltorstrasse zugegangen und habe dazu an bestimmten Punkten den Blick auf die Falltorstrasse gerichtet. Auch hier sieht man als Vergleich das Bild einmal ohne und dann mit dem geplanten KBF Gebäude.
In der Datei „KBF-Bau-Ansicht-Grabenstrasse-03“ habe ich auf der ersten Seite meinen Blick vom Gehweg der Grabenstrasse Ecke Berggasse in Richtung Bahnhofstrasse gerichtet und dazu die Ansicht des geplanten KBF Gebäudes aus dem Baugesuch „herausgeschnitten“ und versucht diesen einigermaßen maßstabsgerecht in das Bild einzufügen. Als Vergleich sieht man das Bild einmal ohne und dann mit dem geplanten KBF Gebäude.
Auf der nächsten Seiten habe ich aus dem gleichen Blickwinkel den Ausschnitt der Ansicht des geplanten KBF Gebäudes aus dem Baugesuch perspektivisch verzerrt, um die Längenmaße in Richtung Berggasse besser einschätzen zu können.
Es ist mir durchaus bewusst, daß diese Darstellung nicht zu 100 % die spätere Realität widerspiegeln kann, da mir dazu die Mittel fehlen und dies mit den mir zur Verfügung stehenden Informationen nicht zu schaffen ist. Es zeigt aber durchaus welche Dimensionen das geplante Gebäude im Stadtbild haben wird und daß das geplante KBF Gebäude auf der Seite der Berggasse sich deutlich aus der Fluchtlinie der übrigen Gebäude heraushebt und zwar an einer exponierten Lage und dies ist alles andere als „unspektakulär“.
Fazit:
Durch diese Baumaßnahme wird die Allgemeinheit dadurch benachteiligt
Die Bewohner der östlichen Berggasse werden zusätzlich benachteiligt
Ergo: Würde das geplante KBF Gebäude innerhalb des Baufensters oder an einem geeigneteren Bauplatz realisiert werden, wäre das Problem nicht existent.
Der erste Entwurf sah noch eine Überschreitung von „nur“ 80 cm über das Baufenster vor, wobei die Gebäudeplanung sich noch halbwegs an den bereits bestehenden Gebäuden orientierte.
Der aktuelle Entwurf, welcher jetzt umgesetzt wird, überschreitet den ersten Entwurf um 50 % (120 cm) mit allen oben beschriebenen Auswirkungen und orientiert sich jetzt am Baustil des Gesundheitszentrums, welcher kontrovers diskutiert wurde und von unserem OB Herrn Bulander eins übers andere Mal so oft über den grünen Klee gelobt wurde, daß es schon auffällt.
Jetzt könnte der geneigte Leser einwenden, warum ich nicht vorher meine Einwände angebracht habe. Dem kann ich nur entgegnen, daß ich dies bereits vor langer Zeit und bis zum Baubeginn mit präzisen Angaben an die Stadt Mössingen und den Stadtrat vorgebracht habe.
Auf meine konkreten Anfragen zur Verkehrsplanung vom 15.08.2017 an die Stadt Mössingen bekam ich auch auf Nachfrage bisher keine Anwort
Hier wurde wider besseren Wissens und in voller Absicht die Planung und die Umsetzung vorangetrieben. Die Anwohnerbelange bzw. -einwände wurden nicht berücksichtigt, Kompromisse wurden nicht in Erwägung gezogen.
Im Gegenteil, die Stadt Mössingen hat mit OB Herrn Bulander federführend mitgewirkt, um diesen Bau über das Baufenster hinaus so entstehen zu lassen, wie er jetzt ausssieht, wohl wissend um die damit verbundenen Benachteiligungen für die Allgemeinheit und die Anwohner der östlichen Berggasse.
Auch wurden von Seiten der Stadt Mössingen keine Gesprächsangebote initiiert und auch keinerlei Kompromissbereitschaft gezeigt.
Leider hat auch der Stadtrat diese Bebauung mit grosser Mehrheit bestätigt und damit diesem Bauvorhaben in dieser Form den Weg geebnet
Offene Fragen:
Zukünftige Aussichten
Nachdem die Stadt Mössingen mit unserem OB Herrn Bulander hier ihre Macht demonstriert hat, müssen wir Anwohner für jahrzehnte mit der Situation leben…
Wenn im nächsten Schritt die Verkehrsplanung in der Berggasse in Angriff genommen werden wird, bleibt nur noch Raum auf der östlichen Seite der Berggasse, auf welchem sich der Gehweg und die Strasse zum Teil auf unserem Grund befinden.
Hier wurden mit der Überschreitung des Baufensters durch den KBF Bau Tatsachen geschaffen, obwohl die Situation der Stadt Mössingen schon sehr lange bekannt ist.
Werden wir dann die Grundstücke an die Stadt Mössingen „übereignen dürfen“, oder müssen wir mit Enteignung rechnen…
Hier (History-01) noch eine einfache Baugeschichte des Hauses an der Grabenstrasse 2 und die Entscheidungen „zum Wohle Mössingens“, welche wir mitmachen durften.
Vielen Dank an die Leser für ihr Interesse und Geduld
Der Bürger von der Berggasse
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